Moderne Heizsysteme, die Mehrfachverglasung der Fenster, energiesparende Wohnräume mit geringem Luftaustausch und unser Bedürfnis, häufiger bzw. täglich zu duschen führen zu einer Luftfeuchteansammlung und einer gleichbleibende Wärme, d.h. zu einem "milbenfreundlichen Wohnklima". Verstärkt wird dies noch durch die zunehmende Haustierhaltung und die Ausstattung der Wohnungen mit vielen Teppichen/Teppichböden und Polstermöbeln.
Hausstaub aus textilen Gegenständen wie Matratzen, Kleidung und Polstergarnituren enthält neben organischen und anorganischen Materialien, als wesentlichen Anteil menschliche Hautschuppen, die täglich in einer Menge von etwa 1g pro Person abgegeben werden (Bronswijk 1981). NASPITZ u.a. (1997) stellten bei Untersuchungen brasilianischer Kinder der unteren Mittelklasse fest, dass 1g ihres Kopfstaubes (nach vorheriger Wäsche) 800 Exemplare Dermatophagoides pteronyssinus enthielt (Extremwerte: 0-10.800 Exemplare).
Die Hausstaubmilben ernähren sich vorwiegend von diesen Hautschuppen aber auch von Schimmelpilzen. Milben (Acari) gehören zu den Spinnentieren. Sie können fetthaltige Epithelien nicht direkt verdauen, weil entsprechende Lipasen im Verdauungssystem fehlen (van de Lustgraf 1979). Bei der Ernährung sind sie deshalb auf die Symbiose mit bestimmten Arten von Schimmelpilzen (z.B. xerophyle Aspergillen) angewiesen (Hay et al. 1993). Die bewerkstelligen eine Vorverdauung der fetthaltigen und keratinösen Hautschuppen. Erst dann können die Milben die angedaute Hautschuppe verwerten.
Milben und deren Ausscheidungen - Allergene Bedeutung
Milbenbestandteile können als Allergene sensibilisierend wirken. Die Hauptallergene der Milben sind jedoch im Kot der Tiere enthalten. Die Kotballen besitzen eine Größe von etwa 10-40µm. Durch die Bewegungen des Schläfers werden die Kotballen in kleinere Fraktionen zerrieben und können nach dem Austrocknen in die Luft vertragen werden. Somit erfolgt eine partikelgebundene Allergenverteilung in den ganzen Schlafbereich. Zur Größenverteilung des allergenen Staubes liegen nur wenige, aber uneinheitliche Untersuchungsergebnisse vor. Man geht davon aus, dass im wesentlichen Partikel vorliegen, die eine Größe von mehr al 1µm aufweisen. Dies würde theoretisch bedeuten, dass Encasings, die Partikel über 1µm abscheiden können, als Barriere gegen den allergenen Staub der Milbenausscheidungen ausreichen würden. Diese einfache Sichtweise ist aber zu relativieren. Kleinere Partikel besitzen in der Summe eine wesentlich größere Oberfläche, auf der das Allergen präsentiert werden kann. Diese rein technische Sichtweise berücksichtigt noch nicht die allergologische Seite. Allergene sind mehrere Zehnerpotenzen kleiner als die Partikel, auf denen sie transportiert werden können. Pro µg Staub ist mit 40 bis 80 Millionen allergener Einheiten zu rechnen.