Milben Encasings

Hausstaubmilben siedeln in verschiedenen Bettbereichen. Kopfkissen und Bettdecke sind einer geeigneten Pflegemaßnahme, der Maschinenwäsche bei 60°C über eine Stunde zugänglich. Dies führt zu einer Abtötung der Milben und zu einer Allergenausschwemmung über den Waschvorgang. Matratzen können aufgrund ihrer bestimmungsgemäßen Größe nicht regelmäßig einer Maschinenwäsche zugeführt werden.

Um eine Milbenkarenz im Schlafbereich durchzuführen, ist eine Barriere um das System Matratze erforderlich, die gewährleistet, dass zum einen Hautteilchen und Milben nicht in das Innere der Matratze gelangen können. Dies kann wirkungsvoll eine Besiedelung einer neuen Matratze verhindern. Andererseits sollen Milben, Milbenbestandteile oder deren Ausscheidungen und vor allem Milbenallergene nicht aus der Matratze in den Bereich des Schläfers sowie in seine Umgebung gelangen. Da Milben in einem Ökosystem mit den Schimmelpilzen leben, ist auch deren Allergenität, die im wesentlichen durch die Sporen getragen wird zu berücksichtigen.

Eine derartige Barrierefunktion könnte am besten durch eine dichte Folie um die Matratze gewährleistet werden. Dem Material fehlt allerdings jegliches Bett-physiologisches Verhalten, wie Schlafkomfort, Geräuscharmut oder Wasserdampfdurchlässigkeit. Demzufolge werden eine Vielzahl von anderen Materialien und Produkten verschiedener Hersteller, als Encasings für Milbenallergiker angeboten. Die Palette reicht von "Billigüberzügen", die Kaffeeröster im Angebot führen, über Materialien aus dem Textil- und Inkontinenzbereich, bis zu Encasings, die mit umfangreichen aber bisher nicht einheitlichen oder standardisierten Tests untersucht und beworben werden.

Im weitesten Sinne handelt es sich um fein gewebte Textilien und Kunststoff-beschichtete Fasern und Gewebe. Diese können mehrere gewünschte Eigenschaften für ein Encasing aufweisen. Sie werden jedoch in ihrer unterschiedlichen technischen Ausstattung und Konfektionierung meist nicht jeder Anforderung ausreichend gerecht. Derzeit fehlen einheitliche Test- und Beurteilungskriterien für die Qualitätsanforderungen an Encasings. Bisherige Ansätze der Beprobung mit Stäuben und Partikeln und Messungen zur Partikeldurchlässigkeit sind noch unzureichend und haben allenfalls für eine intensive Diskussion gesorgt (Kainka et al. 1997; Bauer 1998). Das Partikelrückhaltevermögen lässt anhand der in der Literatur bekannten Testmethoden sowie deren Ergebnissen eine Schlussfolgerung, auf das Ausmaß der Allergendichtigkeit grundsätzlich nicht zu.

Somit wäre aus allergologischer Sicht die Allergendichtigkeit, als ein wichtiges Kriterium, für ein hoch wirksames Encasing zu fordern. Die Allergendichtigkeit wird sicher von luftundurchlässigen Produkten, also beschichteten Textilien (oder ungeeigneten Folien) erreicht. Damit würde eine aufwendige wissenschaftliche Quantifizierung von Partikelgrößen der Milbenbestandteile und der Milbenausscheidungen in den Hintergrund rücken. Die nur schwierige Festlegung von Grenzwerten für die Partikeldurchlässigkeit (Partikelgröße) von Encasings, die darüber hinaus allergologisch nur schwer zu begründen ist, könnte unter dem geforderten Kriterium der Lufttundurchlässigkeit entfallen.

Neben den oben genannten Kriterien, die sich auf das Material des Encasings beziehen, ist die Verarbeitung zu berücksichtigen. Nähte und Reißverschlüsse können einen Schwachpunkt für die Dichtigkeit des Encasings darstellen. Deshalb sind geeignete Maßnahmen zu fordern, die eine Partikel- und Allergenpenetration minimieren und eine ausreichende Allergendichtigkeit gewährleisten. Bewährt haben sich Schutzabdeckungen des Reißverschlusses und Klebeabdichtungen der Nähte.

Schalfkonfort

Die individuelle Akzeptanz des Encasings bei dem Patienten ist im wesentlichen davon abhängig, dass der Schlafkomfort nicht beeinträchtigt wird. Stören Raschel- oder Knistergeräusche aus dem Encasing oder ist die Wärmeregulation beeinträchtigt, wird meist rasch der Matratzenüberzug von dem Patienten abgelehnt und aus dem Bett entfernt. Der verordnende Arzt wird häufig als unglaubwürdig angesehen, da Wirkungen auf die allergischen Beschwerden im Vergleich zur gestörten Nachtruhe in den Hintergrund treten. Die Anschaffung eines weiteren Encasings wird aus Kostengründen in der Regel nicht akzeptiert. In der Folge geraten dann auch die weiteren Maßnahmen zur Allergensanierung der Wohnung und der Schlafstätte, in Gefahr nicht mehr ausgeführt zu werden.

In einer Untersuchung zur Akzeptanz und Durchführung von Präventionsmaßnahmen bei Patienten mit einer Hausstaubmilbenallergie, wurde festgestellt, dass von 203 Probanden, 46% trotz einer umfassenden Sanierungsberatung, die empfohlenen Maßnahmen nicht durchgeführt haben. Als Hauptgrund wurden Bedenken wegen des Schlafkomforts aufgeführt (Pichler et al. 1999).

Damit begründen sich Forderungen nach Qualitätskriterien des Schlafkomforts für ein Encasing. Hierzu können folgende Parameter aufgeführt werden:

  • Geräuschentwicklung des Encasings (Knistern, Rascheln)
  • Kältegefühl
  • Oberflächensteifigkeit (Weichheit) des Materials
  • Passform und Verrutschen
  • Feuchtigkeitsausgleich (Wasserdampfdurchlässigkeit)

Wasserdichtigkeit

Der Parameter Wasserdichtigkeit gewinnt für das Encasing dann an Bedeutung, wenn man die klimatischen Randbedingungen für das Wachstum und die Vermehrung der Milben betrachtet.

Bei einer Raumtemperatur von unter 20°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von weniger als 45%, können die Milben nicht mehr überleben. Sie trocknen aus (Bronswijk 1995). Die Eiablage und ein auffälliges Populationswachstum und damit auch eine allergologisch bedeutsame Allergenproduktion, findet erst ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von mehr als 60% statt. Überschreitet die Luftfeuchtigkeit 70% sind xerophile Schimmelpilzsporen in der Lage zu keimen. Dies begünstigt in der Symbiose mit den Schimmelpilzen, die Ernährungsbedingungen der Milben und damit das Populationswachstum. Selbst das Keratin der Bettfedern kann durch die Schimmelpilze als Nahrungsgrundlage erschlossen werden. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von mehr als 90% schränkt sich die Milbenentwicklung zugunsten des Pilzwachstums ein (Schober 1992). Die allergologische Bedeutung der Schimmelpilze rückt dann noch mehr in den Vordergrund. Es ist bekannt, dass die Vermehrung der Milben parallel mit der Zunahme der Luftfeuchtigkeit (z.B. saisonal) zu verzeichnen ist. So beherbergen feuchte Häuser im Schnitt zehnmal mehr Milben als trockene Bauwerke (Mumcuoglu 1988).

Überträgt man diese Randbedingungen auf die Schlafstätte und insbesondere auf das für eine erfolgreiche Allergenkarenz erforderliche Zusammenwirken von Matratze und Encasing, so ist eine Wasserundurchlässigkeit des Encasings von Vorteil. Dies bedeutet, dass weder bei übermäßiger Feuchtigkeitsproduktion durch zu starkes Schwitzen noch durch flüssige Ausscheidungen von Problempatienten eine Überfeuchtung der Matratze auftreten kann, die die Grundlage für die Vermehrung der Milben und Schimmelpilze darstellt. Die Wasserundurchlässigkeit des Encasings ist auch bei feuchten Klimabedingungen als positiv anzusehen. Sicher wird dann eine vermehrte Wasseraufnahme der Matratze, wie sie durch die hohe Luftfeuchtigkeit, vor allem beim längeren Lüften in Kippstellung der Fenster vorliegen kann, verhindert.

Wasserdampfdurchlässigkeit

Die vom Menschen produzierte Feuchtigkeit muss abgeführt werden, um ein Gleichgewicht zwischen Körperfeuchte und Umgebungsfeuchte herzustellen. Bei bekleideten Personen erfolgt dies überwiegend durch die Luftventilation (überströmende Luft). Beim schlafenden Menschen, im Bett, spielt jedoch die Ventilation keine relevante Rolle (Körper zugedeckt). Der dominierende Mechanismus der Feuchteregulation ist die Diffusion und die Adsorption. Im Hinblick auf die natürliche Thermoregulation des Menschen und der damit verbundenen Feuchtigkeitsausscheidung ist somit eine ausreichende Wasserdampfdurchlässigkeit für die Encasings zu fordern. Falls die zu gering ist, wird das Wohlempfinden während des Schlafs nachteilig beeinträchtigt. Es kommt zu verstärktem Schwitzen und zur unangenehmen Feuchtigkeit in der Schlafstätte. Da die Ventilation bei der Feuchteregulation im Bett keine entscheidende Rolle spielt und auch wegen der besonderen Verhältnisse auch nicht einnehmen kann, ist eine Luftdurchlässigkeit des Encasing-Materials von nachrangiger Bedeutung. Ein Encasing ist somit dann, zumindest im Hinblick auf die Feuchteregulation, als physiologisch unbedenklich zu bewerten, wenn eine ausreichende Wasserdampfdurchgängigkeit gewährleistet ist. Die ist dann gegeben, wenn die unter normalen Verhältnissen bei einem gesunden Schläfer anfallende Flüssigkeitsausscheidung in der Nacht, durch die Wasserdampfdurchlässigkeit des Encasings ausgeglichen werden kann.

Zwar sollte innerhalb gewisser Grenzen ein Ausgleich der normalen und physiologischen Wasserabgabe während des Schlafs gegeben sein (Wasserdampfdurchlässigkeit), sollte nicht die physiologische Abgabe überschreiten.

Klinische Wirksamkeit

Kur klinischen Wirksamkeit von qualitativ hochwertigen Encasings und den derzeit empfohlenen Maßnahmen zur Minimierung des Hausstaubes, und damit des Milbenallergens liegen eine Vielzahl von Untersuchungen vor (Lynden-van Nes 1999; Müller-Scheven et al. 1998). Sowohl die Symptome der Atemtraktsallergie als auch die der atopischen Dermatitis werden bei einer konsequenten und richtigen Anwendung eines geeigneten Encasings sowie von den begleitenden Sanierungsmaßnahmen günstig beeinflusst (Lau-Schadendorf et al. 1994; Tan et al. 1996). Sicherlich können klinisch kontrollierte Studien einen Beitrag leisten, um die Wertigkeit des Encasings für die Symptomausprägung grundsätzlich darzustellen. Die Forderung, die klinische Wirksamkeit jedes Encasings mit einer patientenorientierten Studie zu untermauern ist jedoch nicht nachvollziehbar. Zu viele Confoundigfaktoren, wie die erforderliche medikamentöse Therapie sowie die subjektive Patientenbewertung fließen in die Ergebnisse ein. Randbedingungen nach welcher Zeit eine Beschwerdebesserung, in welchem Ausmaß, unter den Randbedingungen der Hospitalisation, der Qualität eines Encasings graduiert zugeschrieben werden kann bleibt offen.

Hygiene und Reinigungseigenschaften

An Encasings werden besondere Anforderungen an die Hygiene gestellt, die sich aus der Minimierung der Allergenkonzentration von Milben und Schimmelpilzen begründen. Zunächst ist grundsätzlich zu fordern, dass eine Maschinenwäsche möglich ist. Dabei dürfen die protektiven Eigenschaften des Encasings nicht nachteilig beeinträchtigt werden. Die dem Nutzer zugewandte Oberfläche des Encasings sollte mit handelsüblichen Reinigungsmitteln zu säubern sein, ohne dass Reste des Mittels im Encasing verbleiben oder gar in die Matratze übertreten können. Hierbei darf auch keine Oberflächenveränderung auftreten. Die Oberfläche sollte eine glatte, nicht raue Struktur aufweisen, um Partikeln, Allergenen, Schadstoffen und Miroorganismen keine Aufnahme zu gewähren.